27.10.2022 - Erster Adventssonntag - Ich höre gerne Podcasts. Im Prinzip ist das wie Radio, nur dass ich mir zu jeder Zeit selber wählen kann, was ich gerade an meine Ohren - und damit an meine Seele - lasse. Gerade in nächtlichen Wachzeiten bin ich sehr empfindlich, was Stimmen und Stimmungen angeht. Da hab ich's gerne ruhig, einfühlsam, philosophisch, menschenfreundlich, klug.
Ein besonderes Glück ist es für mich, wenn es eine neue Folge des ZEIT-Podcasts „Alles gesagt?“ gibt. Vor allem, wenn der gerade interviewte Mensch wirklich etwas zu sagen hat. Da komme ich häppchenweise gut durch manche Nacht. Meine bisherigen Highlights des Jahres: Sechs Stunden mit Joachim Gauck (ehemaliger Bundespräsident), sieben Stunden mit Marius Müller-Westernhagen (Musiker) und - gerade vergangene Woche - sechs Stunden Marina Weisband (ukrainisch-stämmige Politikerin und Publizistin).
Ein etwas albernes Ritual dieses Podcasts ist das sogenannte „A-oder-B-Spiel“. In schneller Folge werden mehr als 100 alternative Fragen gestellt. Das geht von „Trump oder Putin?“, „In-Plastik-eingeschweißte-Bio-Gurke oder Plastikfreie-regionale-Gurke?“ bis hin zu „ An oder Aus?“ und „Drinnen oder Draußen?“. Dieses „A oder B“ stand vermutlich unbewusst Pate, als ich den Titel „Austreten oder Bleiben?“ für die neueste Ausgabe des Pfarrbriefs „Begegnung“ vorschlug. Spannend, was es da zu lesen gibt …
Am kommenden Wochenende beginnt mit dem Advent ein neues Kirchenjahr. A oder B?:
- Neu-Anfangen oder Weiter-wie-bisher?
- Innerlich oder äußerlich?
- Kalt oder warm?
- Mitfühlend oder gleichgültig?
- Ich oder Wir?
- Meckern oder Mitmachen?
- Hoffen oder Resignieren?
- Drinnen oder Draußen?
- …
Die Engagierten in Ihrer Pfarreiengemeinschaft freuen sich über jede*n, der*die sich für das Eintreten in den Advent und das Bleiben in der Gemeinschaft entscheiden kann.
Ich stand übrigens in eigener Sache vor der Frage, ob ich meinen bisherigen Plan durchziehe: In zwei Jahren ein Sabbatjahr machen und anschließend in Rente gehen. Ich habe mich für B entschieden: Ich werde noch deutlich länger arbeiten, dafür aber schon am 1. Dezember in Alterszeit eintreten. Dadurch reduziert sich mein berufliches Engagement um die Hälfte, ich kann aber mit ganzem Herzen länger mit Ihnen unterwegs sein.
Adventliche Grüße aus dem Team der Seelsorger,
Richard Rosenberger