28.05.2023 - Pfingsten - Wer ist für Sie ein guter Freund, eine gute Freundin?
Ich würde auf diese Frage antworten: Eine/r, der/die da ist, wenn ich ihn wirklich brauche. Den ich zu den unmöglichsten Uhrzeiten mit den unmöglichsten Dingen anrufen kann. Einer, der mich versteht, auch wenn er nicht mit allem einverstanden ist, was ich mache. Einer, der mit mir nicht dauernd quasseln muss, sondern auch das Schweigen mit mir aushält. Einer, der zu mir hält, der sich aber auch traut, mich zu kritisieren und den Kopf zu waschen, wenn es nötig ist. Einer, der nicht gleich ausreißt, wenn es schwierig wird. Einer, mit dem ich bei einem Besuch auch manchmal richtig blödeln kann, und nicht immer meine Tüchtigkeit und Gescheitheit beweisen muss, sondern auch mal schwach sein kann. Einer, der nicht gleich an meiner Freundschaft zweifelt, wenn ich vielleicht längere Zeit nichts von mir hören lasse.
Gute Freunde in diesem Sinn, das sind immer nur wenige Menschen und können nicht tausend Facebook-Freunde sein. Zu kostbar ist dieses Wort „Freund“, um es leichtfertig herzuschenken.
Wenn wir uns auf diesem Hintergrund unseren alten Heilig-Geist-Hymnus anschauen, dann kommt der Gedanke: Eigentlich wird der Heilige Geist so beschrieben, wie ich mir einen guten Freund vorstelle: „Komm, heiliger Geist, der Leben schafft, erfülle uns mit deiner Kraft! Tröster, der die Herzen lenkt, Beistand, den der Vater schenkt, aus dir strömt Leben, Licht und Glut, du gibst uns Schwachen Kraft und Mut, Gast, der Herz und Sinn erfreut, in der Unrast schenkst du Ruh, hauchst in Hitze Kühlung zu.“
Der Heilige Geist als „guter Freund“, mir von Gott an die Seite gegeben. Als ein guter Wegbegleiter, der mich durch seine Zuwendung an mich selber glauben lässt und das Gute aus mir herauslockt. Der mich auch in schweren Stunden nicht verzweifeln und in mir neuen Trost aufkeimen lässt. Der Heilige Geist als eine innere Kraft, die mich nach Niederschlägen und Misslungenem immer wieder neu aufstehen und anfangen lässt.
Diesen unsichtbaren Freund an meiner Seite kann ich spüren, wenn mich Ereignisse im Leben wachrütteln, wenn mitten in einer eisigen Atmosphäre das Eis schmilzt, wenn ich in Müdigkeit und schleichender Resignation neue Kraft verspüre, wenn mir das Herz weit wird und ich ohne Berechnung einfach nur gut sein kann, wenn ich hin- und hergerissen bin, nicht weiter weiß und dann doch den richtigen Weg finde.
Eines ist klar: dieser Heilige Geist, der Ausdruck der Freundschaft Gottes mit uns sein will, ist nicht auf Schönwetterzeiten und hohe kirchliche Festtage begrenzt, sondern ist eine Freundschaft, die im Leben tragen will. Symbolisch bringt das unsere Kirche dadurch zum Ausdruck, dass mit Pfingsten in der Liturgie wieder die Zeit, die „Jahreskreis“ heißt, beginnt und der Alltag einkehrt.
Was soll das anderes heißen als: Der Heilige Geist geht als Freund und Lebensbegleiter mit. Gottes Freundschaft begleitet mich.
(Die Gedanken verdanke ich Andrea Schwarz)
Ich wünsche Ihnen im Namen des Seelsorgeteams ein gesegnetes Pfingstfest
Alexander Fuchs, Diakon