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16.12.2018 - 3. Adventssonntag – Welchen Menschen begegnen Sie lieber? Menschen, die Sie blind verstehen, die Ihnen fast die Wünsche von den Lippen ablesen, bei denen Sie das Gespür haben: der schwingt mit mir auf einer Wellenlänge, ja ist sogar mit mir ein Herz und eine Seele - oder Menschen, die mich andauernd hinterfragen, kritisieren, an denen ich mich ständig reiben muss. Die Antwort ist denkbar klar.

Im Evangelium des 3. Advent wird uns von einem Volk berichtet, das in Scharen hinaus zu Johannes dem Täufer zog. Das Volk war voller Erwartung... Der Anziehungsmagnet, ein Mensch, dem man unbedingt begegnen wollte, war jedoch kein Typ, der freundlich, zuvorkommend und lieb war, der mit Menschen besonders einfühlsam umging, sie mit Vorsicht und Samthandschuhen anpackte oder sie gar mit Komplimenten beglückte. Nein, die Menschen zog es hinaus zu einem Mann mit Ecken und Kanten, einem etwas ruppigen Typ, der mit seinen Ansichten herausforderte und provozierte und mit seiner Direktheit gewöhnungsbedürftig war.

Wie begegnen wir als Menschen von heute dieser Botschaft des Johannes?

„Wer zwei Mäntel hat, der gebe einen davon dem, der keinen hat, und wer zu essen hat, handle genauso!“

Wenn dies zu einer Grundhaltung in unserem Volk würde. Dann würden schlagartig all die Diskussionen um Sozialreformen anders verlaufen.

„Verlangt nicht mehr, als festgesetzt ist.“

Wenn das ein Grundkonsens wäre in der Bewertung und Bezahlung der Arbeit, dann würde die Schere zwischen denen, die redlich arbeiten und immer weniger dafür bekommen sollen und denen, die mit möglichst wenig Arbeit immer mehr Gewinn abschöpfen möchten, nicht immer weiter aufreißen.

„Misshandelt niemand, erpresst niemand, begnügt euch mit dem, was euch zusteht.“

Wenn das zu einer Grundhaltung werden würde, dass der eine nicht als des anderen Feind in einem gewaltigen Konkurrenzkampf gesehen würde, dann kämen wir womöglich über manche verdeckte Grabenkämpfe hinaus.

Es ist verständlich, wenn wir normalerweise gerne in der Begegnung mit Menschen Bestätigung erfahren und hören wollen, was für uns angenehm ist. Aber die Begegnung der Leute von Jerusalem und dem kantigen Johannes vor Augen macht klar: Es gäbe keine Entwicklung zu einer größeren Gerechtigkeit und Menschlichkeit in unserer Gesellschaft, wenn uns nicht Menschen in herausfordernden Begegnungen auf manch blinden Fleck hinweisen und uns dies zuweilen wie einen Spiegel vor Augen halten würden, egal, was wir von ihnen denken.

Einen gesegneten 3. Advent wünscht Ihnen im Namen des gesamten Seelsorgeteams
Ihr Diakon Alexander Fuchs

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