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...dass gesagt wird: „Der Geist weht, wo er will!“

Diese Redensart, die oft gegen andere gerichtet, mit Abneigung feststellt, dass „die da oben“ doch überhaupt keine Ahnung haben, bezieht sich auf Joh 3,8. Dort heißt es wörtlich:

„Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.“

Versuchen wir einen anderen Zugang. Wenn der Geist weht, wo er will, dann kann doch keine und keiner wissen, wo der Geist denn jetzt gerade weht und in wem dieser Geist wirkmächtig am Werke ist.

Es wäre dann eine gewisse Offenheit und Sensibilität im Umgang miteinander gefordert, um das Wirken des Geistes zu erspüren, auf die Spur zu kommen.

Eine weitere Konsequenz wäre, in jedem Menschen erst einmal das Gute zu entdecken und zu vermuten, dass vielleicht gerade in den Unscheinbaren der Geist mir heute etwas sagen will.

Selbst der Heilige Benedikt hat den Seinen aufgetragen, bei schwierigen und weitreichenden Entscheidungen auch auf die Jüngsten zu hören. Wahrscheinlich aufgrund der Erfahrung, dass durch sie neue, frische Ideen eingebracht werden!

Beziehen wir dies auf unsere Kirche und die Art und Weise, wie sie sich selbst organisieren soll, dann wäre eine wichtige Konsequenz aus dem bisher gesagten, dass wir Strukturen der Kommunikation schaffen müssen, bei denen jede und jeder zu Wort kommt; die besondere Rücksicht auf diejenigen nehmen, die sich mit dem Sprechen schwer tun; die darauf Wert legen, dass die Jungen und die Jüngsten bei den anstehenden Entscheidungen berücksichtigt werden; die ein echtes Miteinander und ein wahrhaftes Sorgen umeinander zu Folge haben.

Wenn es stimmt, dass uns in der Heiligen Taufe der Geist zugesprochen wurde, und wir alle aus diesem Geist leben, dann darf es nur demokratische Strukturen geben.

Wenn jede christliche Gemeinde aus diesem Geist lebt, dann muss eine Kultur der Achtsamkeit und des Respekts eingeübt und praktiziert werden.

Ein „Oben und Unten“, sich Sonderrechte herausnehmen und anderen solche vorenthalten und ein mit Macht durchgesetztes Schweigegebot: So etwas darf es dann nicht mehr geben!

„Ihr alle seid EINER in Christus!“ ist die logische Konsequenz, die der Apostel Paulus im Galaterbrief (Gal 3,28) aus seiner Tauftheologie ableitet und mit deren Hilfe er sich bemüht, die neuen Christengemeinden als Kontrast zur gewohnten Gesellschaft, aufzubauen und zu ermutigen.

Schlimm ist heute, dass in vielen Teilen die aktuelle Gesellschaft des christlichen Abendlandes sich weiterentwickelt hat, und wir als Kirche: Wir hinken ihr in vielen wichtigen Fragen um Jahrhunderte hinterher!

Es ist an der Zeit, sich dafür einzusetzen, dass unsere Kirche sich so entfaltet, wie sie dem Worten des Herrn entspricht: Jede und jeder ist eingeladen, SEINEN Teil dazu einzubringen!

Ich bin gespannt, was wir da alles voneinander hören und sehen werden!

Nikolaus Hegler, Pfarrer
Pfarrerinitiative Würzburg

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