Es wird uns allen so gehen, dass wir die zerbombten Ruinenfelder, einst Wohnungen von Menschen, nicht mehr sehen mögen.
Dass sie uns schaudern, die Reden von Selbstverteidigung und Gutgeheißenem.
Dass man schon von Wiederaufbau spricht, wo Menschen noch in Angst und Schrecken den nächsten Bombenhagel fürchten.
Und sollte demnächst wirklich Friede herrschen über Gaza und Jerusalem und der Ukraine – trauen wir dem Frieden noch?
Kann es ihn noch geben nach all der menschengemachten Schande?
Können wir jubeln über die Versehrten und Unversehrten, die aus den Trümmern kriechen?
Und doch - jeder Tag Friede ist mehr wert als 100 Tage Krieg, ein Menschenleben mehr wert als 100 zynische Kommentare. Wir retten eben doch das eine bedrohte Kind und sagen nicht achselzuckend: “Es sterben so viele, warum nicht auch dieses?“
Es geht nicht mehr um den halbleeren oder halbvollen Becher, es geht um den übrigen, vielleicht rettenden Rest, an dem wir uns beteiligen. Er kann ein Anfang sein, er befeuchtet Lippen und Kehle.
Da hat etwas überlebt, ein Rest von Humanität und Vernunft, die es zu retten gilt. Nicht nur heute und jetzt, sondern zu allen Zeiten. Und nicht nur im Großen, sondern vor allem im Kleinen, in bedrohter Freundschaft und Familie, in der kindlichen Zuversicht, dass das ferne Licht keine sich selbst verzehrende Kerze sein möge, sondern das Ende des Tunnels menschlicher Selbstüberschätzung.
(Nach B. Langer, Proviant 11/2025, kursiv: Ergänzungen von E. Specht)







