header
17.06.2018 - 11. Sonntag im Jahreskreis – In meiner früheren Pfarrei hörte ich öfter die Klage von älteren Leuten: Ich bin mit meinen Kindern immer in die Kirche gegangen, sie haben die Taufe empfangen und jetzt wollen sie vom Glauben nichts mehr wissen und in die Kirche gehen sie auch nicht mehr. Was haben wir falsch gemacht?

Ich denke, eine kleine Antwort könnten die biblischen Texte des kommenden Sonntags geben: Lasse Gott handeln! Gott nimmt einen kleinen Zweig und pflanzt ihn auf dem Berg ein und er wird ganz groß. Ähnliches sagt Jesus im Evangelium. Ein ganz winziges Senfkorn wird in die Erde gesät. Daraus wird ein großer Baum, in dem die Vögel viel Platz haben. Ein Bauer sät seinen Samen und schläft ein. Die Erde bringt von selber Frucht. Der Bauer muss nichts dafür tun.

Der Schreiber des Evangeliums hat diese Geschichten von Jesus bewusst ausgewählt. Damals waren die Christen eine winzige Minderheit unter den Juden und Römern und waren nicht geduldet.

Aber sie vertrauten auf die Kraft des Evangeliums. Die Geschichte hat ergeben, dass aus der kleinen Gruppe von Jüngerinnen und Jüngern Jesu ein großes Gottesvolk wurde.
Gott schenkt Wachstum.

Vielleicht müssen wir auch Abschied nehmen von der alten Volkskirche. In der Vergangenheit schien der Glaube allgegenwärtig. Aber es war auch oft nur ein äußerer Schein. Früher fiel jemand auf, wenn er nicht in die Kirche ging, heute fällt jemand auf, wenn er in die Kirche geht. Warum sollten wir nicht den Mut haben aufzufallen?

Bei Taufgesprächen habe ich die Eltern ermuntert, auch mit ihren kleinen Kindern in die Kirche zu gehen, denn die Kinder können alles aufnehmen und später tauchen Erinnerungen auf. Ich habe mich dann gefreut, im Gottesdienst die Kinder bei ihren Eltern heranwachsen zu sehen. Früher haben die Kinder gestört, jetzt sind sie willkommen. Auch die „alte katholische Trennung“ gibt es nicht mehr: Männer rechts oder Empore, Frauen links, Kinder vorne. Das ist gut so, denn Familien gehören auch im Gottesdienst zusammen.

Zu den Klagen vom Anfang könnte ich sagen: Haben Sie Geduld, beten sie für ihre Kinder, das können Sie immer. Niemand weiß, was in einem Menschen im Laufe seines Lebens vorgeht und was Gott ihm sagt.

Ich wünsche uns allen, dass wir uns einfach von Gott beschenken lassen.

Ihr Karl Mödl, Pfr. i. R. mit dem Seelsorgeteam

­