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30.09.2018 - 26. Sonntag im Jahreskreis –

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesen Tagen wird sehr viel Kritik an der Kirche und ihren Vertretern, meist an den Pfarrern, geübt. In Texten und Reden werden wir mit einem Verhalten konfrontiert, das nicht nur dem Evangelium widerspricht, sondern bei viele Betroffene, meist sind es Kinder und Jugendliche, bleibende Schäden hinterlassen hat. Dieses Fehlverhalten darf nicht verharmlost werden. Es muss aufgedeckt und im Rahmen der geltenden Gesetze geahntet werden. Den Opfern gilt es bestmöglichst beizustehen. Eine Wiedergutmachung muss selbstverständlich sein.

Wir sind leicht dabei, alle und jeden unter Verdacht zu stellen und auf diesen Zug aufzuspringen, bestätigen dies doch auch das, was wir schon immer angenommen haben.
Wie schwer ist es dann, ehrlich zu prüfen und zu fragen, was denn wirklich wahr ist, woran man sich tatsächlich halten kann und wie wir nicht vorschnell anderen auf dem Leim gehen und so erneut Unrecht hervorbringen.

Eine Möglichkeit sich dagegen zu verwehren ist die Erzählung von H. Berthold. Sie geht so:

Die drei Siebe - nach H. Berthold

Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und war voll Aufregung: „Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund...“
„Halt ein!“ unterbrach ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt? Lass sehen, ob es durch die drei Siebe hindurchgeht.
Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“
„Nein, ich hörte es erzählen und...“
„So, so! Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft. Das zweite Sieb ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst – wenn es schon nicht als wahr erwiesen ist –, so doch wenigsten gut?“
Zögernd sagte der andere: „Nein, das nicht, im Gegenteil...“
„Hm“, unterbrach ihn der Weise, „so lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden. Das dritte Sieb ist das Sieb der Notwendigkeit. Lass uns also fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt!“
„Notwendig nun gerade nicht...“
„Also“, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr, noch gut, noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!“

Es braucht also Zeit und immer auch eine gewisse Kraftanstrengung um sich in den aktuellen Auseinandersetzungen zurecht zu finden.
Vor allem aber braucht es den Mut, sich selber zu befragen, ob das, was ich sagen möchte, wahr, gut und notwendig ist, damit ich damit guten Gewissens einen aufbauenden Beitrag leiste.

Mühen wir uns also darum, und setzen wir uns dafür ein, dass es uns „zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit“ (vgl. Mt 6,33) geht.

Im Namen des Seelsorgeteams wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen einen frohen Sonntag und eine gute Woche!
Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer

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