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10.03.2019 - 1. Fastensonntag – In jedem Laden für Geschenkideen gibt es eine Engelecke. Er soll dir das Gefühl geben: Du bist nicht allein. Lange Zeit außer Mode, sind Engel wieder zum Träger von religiösen Gefühlen geworden.

Wenn man auf diesem Hintergrund die Erzählung von der Versuchung Jesu liest, wird mir ganz mulmig. Denn da wird der modische Engelsglaube als teuflisch entlarvt. Der Teufel führt Jesus auf die Zinne des Tempels und sagt zu ihm: Stürz dich hinab. Denn es heißt in der Schrift: Seinen Engeln befiehlt er, dich zu behüten. Und sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.

„Teufelsgeflüster“ – sagt Jesus. Auch wenn du aus den heiligen Schriften Israels zitierst, das hat nichts mit Gottesglaube zu tun. Denn du willst Gott auf die Probe stellen. Du willst, dass Gott so funktioniert, wie du es haben möchtest. Du willst Gott zum Gehilfen deiner Wünsche machen. Da ist selbst der redegewandte Teufel sprachlos – und lässt von Jesus ab.

Das Evangelium des 1. Fastensonntags mutet einiges zu. Es fordert die Unterscheidung der Geister heraus. Aber es nimmt keineswegs die Geborgenheit und den Trost im Glauben. Es macht nur auf den entscheidenden Unterschied aufmerksam: zwischen Glaube und Aberglaube, zwischen Vertrauen und Herausforderung, zwischen „sich Gott in die Hände fallen lassen“ und „Gott diktieren wollen“. Die Versuchungsgeschichte rät dazu: Schreib Gott nicht vor, wie er zu handeln hat! Fordere Gottes Hilfe nicht ein, vertrau darauf! Zwing ihn nicht, überlass dich ihm!

Das Lukasevangelium erzählt genau davon: Es schildert, wie einer von Gott getragen wird, ohne dass er es herausfordert. Wie dieser Jesus nicht vor den Steinen des Lebens, aber vor dem Fallen ins Bodenlose bewahrt wird.

Dem Jesus, der sich vom Teufel nicht überreden lässt, den Schutz der Engel herauszufordern, dem erscheint der Engel Gottes in Getsemani und tröstet ihn.

Einen gesegneten Sonntag wünscht im Namen des Seelsorgeteams
Diakon Alexander Fuchs

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