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03.11.2019 - 31. Sonntag im Jahreskreis - Sein Name muss eine dauernde Anfrage gewesen sein für die Leute von Jericho und auch für ihn selbst. Zachäus heißt übersetzt der „Gerechte“. Doch von wegen gerecht! Chef der Zöllner von Jericho zu sein, das verlangt Gerissenheit. Das ist ein Posten, der Härte und Karrierebewusstsein voraussetzt.

Nicht durch Gerechtigkeitsempfinden sondern durch Erpressung und Ausbeutung ist er reich geworden. Zachäus hat sich Respekt verschafft und die Leute fürchten ihn. Aber durch diese Gier hat er sich ins Abseits der Dorfgemeinschaft gestellt. Jeder macht um diesen Betrüger einen Bogen. Jeder ist froh, diesen Menschen nicht zu sehen. Keiner will mit ihm zu tun haben. Überall wenden sich Augen von ihm ab. Auf Schritt und Tritt wird ihm signalisiert: Geh mir aus den Augen!

Und dann dieser Augenblick. Jesus kommt nach Jericho. Und Zachäus möchte ihn aus einem Versteck heraus, oben im Maulbeerfeigenbaum, wenigstens sehen. Und da geschieht etwas völlig Unerwartetes. Jesus sieht ihn. Bisher haben die Leute an ihm vorbeigesehen. Aber da ist plötzlich einer, der zu ihm hinschaut, der ihm Ansehen gibt. Und das Wunder geschieht. Ein Mann, der zu hoch hinaus wollte und dabei über Leichen ging, ein Mensch der sich verstiegen hatte, steigt herab und gliedert sich wieder in die menschliche Gemeinschaft ein. Keine Ermahnung, keine Drohung hat diese Veränderung bewirkt. Nein es war dieser Augenblick, als sich zwei Menschen mit Respekt und Güte anblickten.

Was ein Blick alles bewirken kann. Welche Folgen ein Blick haben kann, das wissen oder ahnen wir. Das weiß ein Kind, zu dem der Lehrer mit Bewunderung hinschaut. Das wissen Paare, die sich jeden Tag darauf freuen, wenn sie heimkommen und sich gegenseitig anlächeln. Das weiß die pflegebedürftige alte Frau, wenn die Tür aufgeht und die Pflegekraft sie mit freundlichen Augen anschaut

„Anschauen lässt aufblühen!“

Die Art des Anschauens Jesu von Zachäus ist aber noch mehr als Sympathiebekundung. Dieses Anschauen sieht in einem Menschen hinter dem Vordergründigen das versteckte Hintergründige, hinter dem Augenfälligen das Verborgene, das noch nicht Entwickelte.

Lassen wir uns von der Haltung Jesu doch einfach auch anstecken.

Einen gesegneten Sonntag im Namen des Seelsorgeteams wünscht Ihnen
Ihr Diakon Alexander Fuchs

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