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02.08.2020 - 18. Sonntag im Jahreskreis - „Und Jesus nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten und alle aßen und wurden satt. “ - Matthäus 14,19f

Liebe Leserin und Leser!

Wie leicht überschätzen wir uns und meinen alles mögliche tun zu müssen und auch tun zu können um in einer bestimmten Situation oder gegenüber einem lieben Menschen uns einzubringen. Ganze Lebensläufe werden dadurch diktiert, weil vermeintlich von uns etwas bestimmtes erwartet wird, ich doch die Pflicht habe, dieses oder jenes zu erfüllen oder gar von außen ein Druck aufgebaut wird, dass man dies doch bitte tut. Eltern gegenüber ihren Kindern oder Kinder gegenüber ihren alten Eltern. Ihnen fallen bestimmt sofort Bilder dazu ein, die ihnen verdeutlichen, was wir doch bitteschön einzubringen haben und erledigen sollen.

Ähnlich ergeht es auch uns in Religion und Kirche. Unausgesprochen werden da Erwartungen formuliert und eingefordert, die vom einzelnen verlangen, dass er doch dieses oder jenes einzubringen hat, denn das war ja schon immer so und die Vorgänger hätten dies ja schließlich auch so gemacht und außerdem kann es ja nicht so schlimm sein: Was tun sie denn sonst?

Mir geht es nicht darum, dass sich die Hauptamtlichen im Zusammenspiel mit den anderen in den Gemeinden und in der Pfarreiengemeinschaft mehr und mehr herausziehen und das Feld räumen, das zu bestellen sie beauftragt sind: Diese Arbeit ist wichtig und richtig. Und wir bringen dies gerne auch ein und setzen uns dafür auch besonders immer wieder gerne ein.

Es geht darum, dass auch wir den gegenwärtigen Abwärtstrend der Kirche nicht aufhalten können. Das wäre nicht nur eine Überforderung des einzelnen, wie auch eine Fehleinschätzung gegenüber der derzeitigen gesellschaftlichen Lage. Sondern es geht darum, dass ich das MEINIGE einbringe und im Zusammenwirken mit allen anderen mich und meine Möglichkeiten erkenne, ernst nehme und einbringe und dann auch die gemeinsame Sache mit allen anderen zusammen voranbringen werde.

Was verlangt denn Jesus heute im Evangelium von seinen Jüngern?

Dass sie das Brot vermehren? Er, der Herr selbst, spricht den Lobpreis über Brot und Fisch. Dabei schaut er zum Himmel empor, den Ort seines himmlischen Vaters, von dem er sich beauftragt und getragen fühlt. Es ist Jesus, der bei Gott für uns einsteht und uns das Wohlwollen Gottes verkündet und vorgelebt hat! Es ist Jesus, der immer wieder uns die Augen öffnet, dass wir von oben nur Unterstützung und Stärkung erhalten werden, wenn wir den Lobpreis anstimmen! Und es ist Jesus, der in Gott, seinem Vater, einen Verbündeten hat, der einem auch in ausweglosen Situationen zur Seite steht! Treu und hilfreich, auch wenn die Hilfe manchmal so ganz anders ausfällt.

Und was verlangt Jesus von seinen Jüngerinnen und Jüngern?

Wörtlich heißt es dazu im Evangelium: Er „brach die Brote und gab sie den Jüngern; die Jünger aber gaben sie den Leuten und alle aßen und wurden satt.“ Das, was wir erhalten haben (Brote), sollen wir nicht für uns behalten, sondern an die anderen weitergeben. Nicht die Brotvermehrung ist unsere Aufgabe, sondern das Lebensmittel, das uns der Herr gegeben hat, gilt es weiterzugeben.

Für mich ist mit dem Brot das ganze Evangelium gemeint, das uns Jesus nach und nach wie Brothappen zukommen lässt, damit wir es aufnehmen und weitergeben können.

Manche sagen, dass mit den fünf Broten die fünf ersten Bücher der Bibel gemeint sind und mit den zwei Fischen das Gesetz und die Propheten. Also gilt es, die ganze Bibel wie Brot zu nehmen, und das an die anderen auszuteilen, was wir als Happen von Jesus erhalten haben.

Oder wie es der Gründer von Taizé, Frère Roger einmal gesagt hat: „Lebe das, was du vom Evangelium verstanden hast. Und wenn es noch so wenig ist. Aber lebe es.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Angehörigen im Namen des Seelsorgerteams einen frohen Sonntag und Gottes Segen für die kommende Zeit!
Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer

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