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06.06.2021 - 10. Sonntag im Jahreskreis - Gerne erinnere ich mich an ein Bild aus meiner Kinderzeit. Eine Brotschneidemaschine gab es bei meiner Oma nicht. Wenn wir uns zur Brotzeit an den Tisch setzten, nahm sie den Laib Brot, zeichnete mit dem Messer drei Kreuzchen auf den Boden, drückte diesen mit dem linken Arm an die Brust und schnitt für jeden gekonnt die Brotscheiben ab und legte sie einem jeden von uns auf das Brotzeitbrettchen. 

Heute in der Rückschau ist dieser Brotritus voller Symbolgehalt. Da zeichnet die Oma ein Segenszeichen auf das Brot, drückt dieses an die Herzgegend, schneidet Scheibe für Scheibe ab und teilt das Brot aus. Wenn ich heute diesen Ritus von damals deute, bringt er für mich zum Ausdruck: Da danken Menschen erst einmal Gott für alles, was sie zum Leben empfangen, und empfinden es als Segen. Da schneiden Menschen nicht nur eine Scheibe Brot ab, sondern wollen für die, die ihnen am Herzen liegen und für die sie Verantwortung tragen, von sich selbst etwas weitergeben.

Brotbrechen war für Jesus die typische Handlung. Das Brot segnen, es austeilen, und dadurch Menschen an einem Tisch zusammenbringen, davon erzählen viele Geschichten. Während des Mahls nahm er das Brot und sprach den Lobpreis. Dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib! heißt es im Abendmahlsbericht. Jesus gibt weiter, wofür er selbst gedankt hat. Er schenkt weiter, womit er sich selbst beschenkt sieht. Er lässt anderen zukommen, wovon er selbst lebt. Wenn die Maxime wäre, jeder gibt von dem weiter, was ihm selbst geschenkt ist, dann würde unsere Welt automatisch solidarischer. 

Ich habe mir als Kind nicht viel gedacht, wenn meine Oma das Brot mit der Hand so schön wie eine Brotschneidemaschine abschnitt. Aber fasziniert hat es mich. Und ich übte immer heimlich, damit ich das auch einmal so kann. Ich wollte im Bild gesprochen - dem nacheifern, was mir vorgemacht wurde: Brot an andere austeilen. Ich glaube dahinter steckte einfach die unbewusste Haltung, ich wollte einem Lebensbeispiel nacheifern, selbst auch einmal Brot für andere Menschen sein.

Tut dies zu meinem Gedächtnis! Brecht das Brot füreinander und seid Brot füreinander, diesen Rat gibt Jesus seinen Jüngern beim Abendmahl mit auf den Weg. Tut dies zu meinem Gedächtnis! In jeder Eucharistiefeier hören wir diese Worte. Sie wollen auch uns immer wieder neu erinnern, uns darin einzuüben, Brot im übertragenen Sinn an andere auszuteilen und Brot für andere Menschen zu sein.

Einen gesegneten Fronleichnamstag wünscht Ihnen
Ihr Diakon Alexander Fuchs

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