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20.06.2021 - 12. Sonntag im Jahreskreis - 

vgl. Mk 5,35-41 - Evangelium vom Sonntag

Liebe Leserin, lieber Leser!

Das Sonntagsevangelium kann nicht treffender gewählt sein, werden wir doch in allen Lebensbereichen mit Veränderungen konfrontiert, die manchmal wie heftige Wirbelstürme daherkommen. Im positiven Fall kommt neues Leben in die junge Familie, die sich mächtig über ihren Nachwuchs freut, wenn dieser auch fortan den Takt vorgibt und alles sich nach ihm auszurichten ist.

Dann kann es eine schwere Krankheit sein, die mich persönlich trifft oder mein Lebenspartner davon eingeholt wird: Scheinbare Sicherheit, friedliches und sorgloses Miteinander werden so jäh unterbrochen, denn fundamental wird das bisherige infrage gestellt.

Schließlich gibt es die vielen Veränderungen, die ungefragt über uns hereinbrechen, beginnend mit ständig veränderten CORONA-Vorschriften, Stundenplänen in der Schule, von denen sehr oft auch die Rektorin und die Lehrerinnen sehr kurzfristig Kenntnis bekommen und dann alles schnellstens und bestens organisieren müssen: Es wird ihnen sehr viel abverlangt. Dank und Anerkennung von Seiten der Eltern oder der Verantwortlichen gibt es da wenig, mit Kritik und Unmut wird sich des öfteren Luft gemacht!

Die tatsächlich zunehmenden Belastungen für Eltern in Beruf, im Haushalt und in der Freizeit, bei Frauen deutlich mehr als bei den Männern, die sich oft fein heraushalten!, führen zu Stress in den Beziehungen und oft auch zu Abstand voneinander und zu Trennung, die meist zu lasten der Kinder durchgezogen wird!

Und dann kommen noch die Veränderungen in unserer Kirche hinzu, Rücktritte und wieder deren Rücknahme; Priesterweihe und eine Primiz in Haibach, und die vielen Mitbrüder, die in Pension gehen; der Wunsch menschennah Pastoral zu treiben und die Wirklichkeit, dass die Pastoralen Räume vergrößert werden und ausufern;…

Einige Beispiele, die mir bei Schreiben einfallen.

Meine Beispiele, die sicherlich von Ihren Erfahrungen und Ihren Erlebnissen ergänzt werden müssen, damit ein vollständiges Bild entsteht.

Wie erfahre ich mich in solchen Wirbelstürmen?

Habe ich einen Weg gefunden, damit ich nicht untergehe, sondern mir Rettung zuteil wird?

Bin ich bereits frustriert, weil ja jeder nur an sich denkt, und ich mich in solchen oder ähnlichen Situationen hoffnungslos überfordert fühle?

„Herr, rette uns!“, schreien die Jünger im Boot. Und der Herr nimmt den Hilferuf wahr. Und er bringt den Sturm zum Schweigen und das Meer wird still.

„Herr, rette uns!“, ein Gebetsruf, den wir heute zum Himmel senden können, wenn uns solch Ungemach widerfährt, wir uns allein, hoffnungslos und ängstlich fühlen.

„Herr, rette uns!“, aber auch eine Aufforderung an uns alle, an jede und jeden von uns, den Hilfeschrei der Schwester und des Bruders wahrzunehmen und aus dem Glauben heraus zu handeln. Die Angst, die Jesus seinen Jüngern vorhält, gibt es ja wirklich. Und Menschen, die Angst haben, brauchen heilende Beziehungen zu anderen, die bei ihnen aushalten und ihnen diese nehmen.

Der Glaube, den wir auch mit „Vertrauen“ übersetzen können, spricht eine klare Sprache: Wir sind die Füße Jesu heute, die zu den Menschen gehen!

Wir sind die Hände Jesu heute, die anderen Trost spenden!

Wir sind Christus füreinander, um uns gegenseitig - auch in der Angst! - beizustehen!

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünsche ich Ihnen!
Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer

 

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