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19.09.2021 - 25. Sonntag im Jahreskreis - Wie verhalten Sie sich, wenn Sie in einer Runde zusammensitzen und da wird von großen Reiseerlebnissen erzählt?

Für Sie sind diese Orte aber unbekannt und Sie wissen gar nicht, wo das überhaupt ist. Tun Sie dann so, als wüssten Sie Bescheid und könnten da mitreden oder haben Sie dann Hemmung, es zuzugestehen, um sich keine Blöße zu geben?

Wie verhalten Sie sich, wenn in manchen Kreisen zum Beispiel über den neusten Kommentar in der Zeit diskutiert wird? Sagen Sie dann einfach, da kann ich nicht mitreden oder versuchen Sie sich da irgendwie unbemerkt rauszuziehen, um sich nicht zu blamieren?

Wer dazu gehören möchte, der meint oft, alles wissen zu müssen, alles können zu müssen und überall mitreden zu müssen. Nachfragen allein könnte schon den Eindruck erwecken, dass man nicht kompetent ist. Und das könnte schon ein Nachteil im gesellschaftlichen Ranking sein.

Im Evangelium dieses Sonntags begegnen uns solche Menschen. Eigentlich sind sie von Natur her einfach gestrickt. Keine besonders einflussreichen Leute, nicht aus der gehobenen Schicht. Aber - sie wollen groß sein. Sie streiten darüber, wer von ihnen der Größte ist. Sie haben Karriere im Sinn. Raffiniert, wie der Evangelist Markus sie schildert. Er erzählt nämlich, dass ihr Lehrer Jesus ihnen eine Lehre erteilen will. Aber sie verstehen den Sinn seiner Worte nicht. Und dann fügt er ausdrücklich hinzu: „Sie scheuten sich jedoch, ihn zu fragen“.

Weil sie selbst groß sein wollen, weil sie keine Schüler mehr sein wollen, weil sie nicht mehr zugeben können, sie hätten etwas nicht verstanden, um sich voreinander keine Blöße zu geben, fragen sie nicht mehr nach, tun so, als wüssten sie es.

Und da konfrontiert sie Jesus damit, dass echte Größe ganz anders ausschaut. Echte Größe heißt Größe zum Dienen und er ruft ein Kind in ihre Mitte und stellt es als Vorbild vor Augen. Die Sorge um die eigene Person hatte verhindert, dass die Jünger verstehen konnten, was Jesus ihnen mit auf den Weg geben wollte. Am Kind sollten sie jetzt verstehen, ein Kind fragt von Natur her einfach nach. Ein Kind fragt ohne Bedenken und gibt einfach zu, dass es nicht alles weiß. Ein Kind fragt sich durch, ohne Angst zu haben, an Bedeutung zu verlieren, wenn es noch nicht alles weiß.

Wenn ich das Evangelium richtig verstehe, vertritt es die Überzeugung: Wo ungesehen gefragt werden kann, wo mit Fragen ohne Scheu zugegeben werden kann, dass ich nicht alles weiß und kann, da wird Konkurrenz- und Herrschaftsdenken aufgebrochen, werden Barrieren zwischen Großen und Kleinen abgebaut, wächst ein menschliches Klima. Da wächst das Reich Gottes, wo Menschen sich nicht größer machen und wichtiger tun müssen als sie in Wirklichkeit sind. Da verstehen sie sich als Kinder Gottes.

Einen gesegneten Sonntag wünscht im Namen ihres Seelsorgeteams
Diakon Alexander Fuchs

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