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26.03.2023 - 5. Fastensonntag - Liebe Leserin, lieber Leser, hören wir zum MISEREOR-Sonntag 2023 von einer Ordensfrau an der Basis: 

Von Schwester Modestine wird in der patriarchalen Ordnung der Kirche erwartet, dass sie sich demütig zeigt, als Frau und als Schwester. Als eine der ganz wenigen weiblichen Führungskräfte kirchlicher Einrichtungen in Madagaskar, leitet sie ein Projekt, auf Kongressen ist sie oft die einzige Frau. Das Projekt heißt Vahatra und liegt in der Trägerschaft der Diözese Tsiroanomandidy. Vahatra bedeutet „Wurzel“ und damit ist der wesentliche Teil des Ansatzes schon benannt: Das Projekt will das schwierige Leben auf dem Land durch Eigeninitiativen der Gemeinschaften verbessern, mit einfachen Mitteln, und dabei vor allem Frauen fördern.

Die Ordensschwester spricht mit ruhiger, voller Stimme und setzt sich niemals lautstark durch sondern mit leiser Beharrlichkeit. Sie wirkt alterslos. Erst wenn sie lacht, breiten sich Falten um ihre Augen aus wie Sonnenstrahlen. Wenn sie spricht, spielen ihre Hände mit dem Stift. Einerseits folgt sie ihrem Namen „Modestine“, die „Bescheidene“, mit ihrer unprätentiösen Art, die nicht recht zu ihrer Führungsrolle passen will. Aber wenn es darum geht, ihre Ideen für die Menschen auf dem Land durchzusetzen, dann scheint ihre volle Autorität auf.

Die gesellschaftlichen und kirchlichen Rollenerwartungen an eine Frau bricht Schwester Modestine auch auf anderen Ebenen: Sie trifft ihre eigenen richtungsweisenden Entscheidungen für Vahatra und lässt sich dabei durch nichts und niemanden beirren. Die Leiterin steckt die Spenden in Trainings vor Ort. Sie hat diese Vision: „Wenn mittellose Menschen und darunter besonders Frauen eigene Ideen entwickeln und selbst Entscheidungen treffen, dann können sie mit sehr wenig sehr viel erreichen.“

Mit dieser Mischung aus Einfachheit und Wirksamkeit verschafft sich die Ordensschwester großen Respekt bei den Familien auf dem Land. Die meisten kirchlichen Organisationen, die von Männern geleitet werden, verfolgen einen völlig anderen Ansatz, so erläutert die Leiterin von Vahatra: „Sie verteilen Hilfen in Form von Almosen, mal hier ein Geschenk, mal dort ein bisschen Geld. Bei diesen Projekten lacht man über uns, weil wir den kleinen Dorfgemeinschaften nicht mit Geld helfen – sondern mit Ideen.“

Aber Schwester Modestine ist sicher: Mit Geschenken löst man die Probleme nicht. Was die Menschen brauchen, ist ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben, die Möglichkeit, Entscheidungen für sich und ihre Dörfer zu treffen.

Dafür brauchen sie Know-how, zum Beispiel, wie man gemeinschaftlich Saatgut aufbewahrt, Vorräte anlegt, Geflügel hält, Kompost verwendet oder Landzertifikate erwirbt.

Auch während der Pandemie hat das viele kleinbäuerliche Gemeinschaften gerettet.

Ihre Philosophie erklärt Schwester Modestine an einem Beispiel: „Als ich früher mit einem Bischof gereist bin, wirkte es fast, als würde ich ihn herausfordern: Anstatt den Bischof zu grüßen, umringten mich die Menschen, wenn die Hühner Impfstoffe brauchten oder sie mir ihre Gärten zeigen wollten. Mit kleinen Dingen lässt sich so viel erreichen.“ Denn allein mit großen Gesten ändert sich nichts. „In der Politik gibt es viel zu oft diese Einstellung: Die schlechten Straßen verbessern wir erst, wenn das Geld für Teer aus dem Ausland da ist.“ Also praktisch nie, so die Leiterin von Vahatra. Das ließe sich auf viele Bereiche übertragen: Bildung, Nahrung, Gesundheit, es tut sich nichts.

So werde eine Kultur der Mittelmäßigkeit gepflegt.

„Deshalb müssen wir unser Leben, unsere Straßen, unsere Bildung, Gesundheit und Lebensmittelversorgung in unsere eigenen Hände nehmen, statt auf Hilfe von irgendwo zu warten.“

Liebe Leserin, lieber Leser,
helfen Sie bitte mit, damit Menschen an der Basis in der EINEN Welt so geholfen werden kann und unterstützen Sie die MISEREOR Fastenaktion 2023 mit einer Spende.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen
Ihr Pfarrer
Nikolaus Hegler

MISEREOR Spendenkonto bei der Pax-Bank Aachen
IBAN: DE75 3706 0193 0000 1010 10 - BIC: GENODED1PAX

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