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11.06.2023 - 10. Sonntag im Jahreskreis - Der Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume ist ein munterer Denker, Schreiber und Podcaster. Ich mag es, wie klar und anschaulich er Zusammenhänge darstellt und immer wieder für Aha-Momente. sorgt. Eines seiner Fachgebiete ist die „Neurotheologie“. So blickt er beispielsweise auf Ergebnisse der Hirnforschung, was in menschlichen Gehirnen bei Gebet, Meditation und Schriftlesung geschieht.

Laut Michael Blume lassen sich gläubige Menschen zwei Grundtypen zuordnen: Die „Spirituellen“ und die „Religiösen“. Die „Spirituellen“ suchen und finden Gott eher in der Erfahrung, im Gefühl des Einsseins, im Sinnlich-Spürbaren. Die „Religiösen“ reagieren dagegen eher auf Glaubensinhalte, denkerische Zugänge, theologische Erläuterungen.

Diese Woche feiern die Katholiken Fronleichnam - am Donnerstag in Johannesberg und am Samstag in Glattbach. Über weite Strecken meines Lebens habe ich mit diesem Fest gefremdelt. Mein Gehirn hatte schon in jungen Jahren einige „religiös-denkerische“ Anfragen, wozu es gut sein soll, die Monstranz mit der eucharistischen Hostie aufwändig durch die Straßen zu tragen. Erst in den letzten Jahren bekomme ich wieder einen Zugang. Blumenstreuen und Blasmusik, Ehrengarde und Himmelträger, Häuserschmuck und Altäre: Es ist die Sinnesfreude, die in mir eine feierliche Stimmung bewirkt und mich fast wieder so empfinden lässt, wie ich als Kind Fronleichnam erlebte. Mittlerweile gelingt es mir sogar, denkerisch dazu zu stehen, dass meine Kirche gewisse Traditionen hervorgebracht hat, die letztlich immer auf die Gegenwart Gottes im Menschsein zielen. Spirituell und religiös.

Mit ganzheitlichen Grüßen und Wünschen,
Richard Rosenberger
Pastoraler Mitarbeiter

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