header

21.04.2024 - 4 Sonntag der Osterzeit - „Dieser Jesus ist der Stein, der von euch Bauleuten verworfen wurde, der aber zum Eckstein geworden ist.“ (Apg 4,11)
(vgl. Apg 4,8-12 Erste Lesung am 4. Sonntag der Osterzeit im Lesejahr B)

Liebe Leserin, lieber Leser,

in den Berichten heute morgen höre ich im Radio, wie wieder neue Angriffe auf Städte in der Ukraine, im Heiligen Land, in Syrien und anderen Teilen der EINEN Welt geflogen werden. Bomben und Raketen zerstören Häuser, Industrieanlagen, Bauernhöfe, u. v. m. In Schutt und Asche liegen die Trümmer einstiger Prachtbauten, Villen und einfacher Behausungen. Lebenswerke, über Generationen abgespart und aufgebaut, sind mit einem Mal zerstört.

„In Schutt und Asche“ kann auch eine Beschreibung für das eigene Leben sein, wenn Träume und Hoffnungen unverhofft auf ein Mal zerstört, Schaden an Leib und Seele uns zusetzen, Gewalt in ihren verschiedenen Formen und Erscheinungen das Leben stört, ja zerstört.

Die Opfer von solchen schrecklichen Gewalttaten leiden ein Leben lang unter den Folgen. Ihr „Lebenshaus“ ist in Schutt und Asche gelegt; kein Stein bleibt mehr auf dem andern; nur noch Unheil, nur noch Traurigkeit, Wut und Aggression, oftmals auch gegen sich selbst, sind dann Folgen solchen Leids.

Wie in solchen dramatischen Situationen weiterleben?
Wie dem Einzelnen beistehen, neuen Lebensmut eröffnen, mit ihm sich Schritt für Schritt wieder ins Leben tasten?

Die Solidarität und das Mitgefühl mit denen, die solches Unglück erleiden, ist ein erster Schritt auf diejenigen zu, die unter den kriegerischen Auseinandersetzungen leiden, aber auch auf diejenigen, die wegen Gewalttaten an Leib und Seele Zerstörung erfahren.

Empathie, die Bereitschaft und Fähigkeit, sich in die Einstellungen anderer Menschen einzufühlen, ist ein weiterer Schritt um mit den Betroffenen ihr Leiden in den Blick zu nehmen. Sie sollen die Möglichkeit erhalten mit uns darüber ins Sprechen zu kommen. Das Aussprechen dramatischer Erfahrungen verschafft erste Erleichterung. Es ist dies ein erster Schritt auf einem sehr langen Weg, der unbedingt auch kompetente, medizinische und psychologische Begleitung verlangt. Die Angebote der Caritas, der „Ehe, Familie und Lebensberatung“, sowie seelsorgerliche Gespräche können ebenfalls weiterhelfen. Letzteres bieten wir vor Ort immer wieder an.

In der ersten Lesung aus der Apostelgeschichte können wir eine weitere Vorgehensweise erkennen. Das schreckliche Ende ihres Freundes Jesus zwingt die Männer und Frauen, die auf ihn alle ihre Hoffnung gesetzt haben, zu einer Deutung zu kommen, mit der sie weiter leben können. Viele Jahre nach dem mörderischen Kreuzestod findet der Evangelist Lukas zu der Deutung, dass die Verwerfung ihres Meisters durch die Obrigkeit, von der anderen Seite aus auch ganz anders gesehen werden kann.

Was für die einen Ablehnung, Verachtung, Kreuzestod ist, wird für die anderen Ermutigung, Hoffnung, neues Leben.

„Er ist zum Eckstein geworden!“, meint in diesem Zusammenhang, dass wir uns ausdrücklich zum Verbrechertod unseres Herrn und Meisters Jesus Christus bekennen, wohl wissend, dass er in den Augen der Verantwortlichen damals als erledigt gilt und für tot erklärt wird.

Denn wir wissen: Durch wen „wir gerettet werden sollen.“ (Apg 4,12)

Wie Menschen unterschiedlich Realität deuten zeigt die folgende Geschichte:

Ein Wanderer kommt an einer Bauhütte vorbei und beobachtet drei Bauarbeiter, die jeweils einen Stein bearbeiten.
Er interessiert sich für ihre Arbeit und fragt den ersten Mann, was er da macht.
Er antwortet: "Ich behaue einen Stein".
Der zweite Mann entgegnet ihm auf dieselbe Frage:
"Ich verdiene Geld zum Leben für mich und meine Familie."
Der dritte Mann hält kurz inne und antwortet auf die Frage des Wanderers:
"Ich baue einen Dom!"

Einen schönen Sonntag und eine gute Woche wünscht Ihnen und Ihren Angehörigen
im Namen des Seelsorger-Team
Ihr Pfarrer Nikolaus Hegler

­