08.12.2024 - Zweiter Adventssonntag - „Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius …“, so beginnen offizielle Schreiben in der Antike.
Nicht die Jahreszahl wird angegeben, sondern von wem man beherrscht wird – und die Zahl seiner Herrschaftsjahre.
Dafür ist das Lukasevangelium ein Paradebeispiel: „Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius …“ Und dann folgen die ihm untergebenen Herrscher und Beamten: „Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa usw.
Auch die religiösen Herrscher wurden genannt: „Hohepriester waren Hananias und Kajaphas.“
Aber was dann kommt, lässt aufhorchen: „Da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes, den Sohn des Zacharias.“
Der Evangelist Lukas betont: Gott sucht sich nicht die Herrscher dieser Welt, nicht die Großen für seine Botschaft aus, auch nicht die religiösen Führer, sondern einen Mann aus dem Volk. Die Botschaft beginnt nicht in einem Palast oder im Tempel, sondern in der Wüste, in einem herrschaftsfreien Raum.
Und auch die Botschaft lässt aufhorchen: Es soll nicht dem Kaiser gedient werden, sondern einem anderen Herrscher der Weg bereitet werden. Und damit er ankommen kann, soll jede Schlucht ausgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden; was krumm ist soll gerade, und was uneben ist zum ebenen Weg werden.
Johannes schimpft nicht über die „Oberen“, macht den Herrschern auch keine Vorschriften, sondern sagt: Ihr seid die Akteure. Ihr habt’s in der Hand. Wartet nicht drauf, bis die Welt sich ändert, sondern packt selber an!
Für mich heißt das: Reg‘ dich nicht auf über das, was die da oben machen, sondern überprüfe deinen eigenen Lebensstil. Schimpf nicht drüber, wie „die“ miteinander umgehen, sondern halte dir vor Augen, welchen Ton du in deiner eigenen Familie und bei der Arbeit anschlägst.
Eines ist klar: Damit werde ich die große Weltpolitik nicht verändern, aber mitten in dieser Welt einen Weg für Gott ebnen.
Einen gesegneten 2. Advent wünscht
Diakon Alexander Fuchs