16.02.2025 - 6. Sonntag im Jahreskreis - Im alten Rom durften sich die Einwohner Roms am Fest zu Ehren des Gottes Saturn verkleiden und in andere Rollen schlüpfen. Die Diener durften einen Tag lang den Herren spielen.
Einmal im Jahr wurden sie von ihren Herren an diesem Fest bedient. Sie durften Witze über ihre Herren reißen, was an anderen Tagen Prügel eingebracht hätte. Einmal im Jahr wurde die römische Gesellschaft im Spiel auf den Kopf gestellt.
Aus dieser Tradition heraus haben sich viele Karnevalsbräuche bei uns entwickelt: Die Menschen schlüpfen in fremde Kostüme und Rollen, steigen auf die Bühne und kanzeln die Großen aus Politik, Wirtschaft und Kirche ab.
Auch im Evangelium dieses Sonntags rechnet einer namens Jesus mit denen ab, die in der gängigen Rangordnung vorne dran stehen und die in den Augen der Menschen das bessere Los gezogen haben.
Er kehrt die Rollen um:
Selig, ihr Armen.
Selig, die ihr jetzt hungert.
Selig die ihr jetzt weint.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen.
Aber weh euch, die ihr jetzt reich seid.
Weh euch, die ihr jetzt satt seid.
Weh euch, die ihr jetzt lacht.
Weh euch, wenn euch die Menschen loben.
Jesus rechnet mit denen, die die besseren Karten in der Hand haben, radikal ab. Aber nicht nur für einen Tag. Er stellt die Ordnung nicht nur im Spiel auf den Kopf, sondern macht mit diesem Rollentausch Ernst Wenn Jesus die Armen selig preist, dann heißt das nicht, es ist besser arm zu sein. Aber es heißt, dass er gerade die Armen im Blick hat. Reichtum in den Augen Jesu ist nur legitim, wenn er auch für andere eingesetzt wird. Und der Reichtum wird für ihn zum Skandal, wenn er nicht zu einer Perspektive „genug für alle“ beiträgt.
Gott sei Dank wird uns auch heute noch im Fasching im Spiel ein Umbruch der Gesellschaft vor Augen geführt und so dieser Gedanke an eine gerechtere Welt wachgehalten. Vielleicht fragen wir uns: Wie würde unsere Welt ausschauen, wenn diese Umsturzgedanken Wirklichkeit und Ernst würden, woran dieser Jesus von Nazareth glaubt?
Einen gesegneten Sonntag wünscht
Diakon Alexander Fuchs