31.08.2025 - 22. Sonntag im Jahreskreis - Wettlauf um die besten Plätze
Um die Plätze in der ersten Reihe gibt es in unseren Kirchen kaum einen Wettlauf, außer bei besonderen Anlässen.
Der Wettlauf um die besten Plätze findet in unserer Zeit an anderen Orten und bei anderen Anlässen statt. Wer als prominent gilt, zeigen uns die Medien. Dort bekommen wir berichtet, was sich in der Welt der Prominenten tut. Dort gibt es eigene Regeln. Es zählen die Facebook- und Instagram-Follower. Im Fernsehen sind die Einschaltquoten das Maß aller Dinge.
Gedränge um die ersten Plätze spielt sich längst nicht mehr in Kirchen ab. Für die jüngere Generation ist Kirche meistens out. Die Medienfachleute der Kirchen machen sich Gedanken, wie wir die Quoten steigern könnten, wie wir als Kirche in der modernen Öffentlichkeit besser wahrgenommen werden könnten.
Mehr als eine Anstands-Regel?
Das Evangelium dieses Sonntags erscheint wie eine Anstands-Regel aus einem Fachbuch. Wer halbwegs klug ist, sucht sich einen Platz irgendwo in der Mitte und hofft, dass seine/ihre Anwesenheit wahrgenommen wird. Das vom Evangelisten Lukas beschriebene Beispiel bekommt erst Brisanz durch die Verallgemeinerung, die Jesus daraus ableitet: "Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden." Von diesem Gottesbild ist auch der Ratschlag, den Jesus seinem Gastgeber gibt, getragen: "Wenn du mittags oder abends ein Essen gibst, lade nicht deine Freunde oder deine Brüder, deine Verwandten oder reiche Nachbarn ein; sonst laden auch sie dich wieder ein und dir ist es vergolten. Nein, wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten; es wird dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten."
Eine Kirche, die sich für die Schwächsten stark macht
Heiß diskutiert wird zurzeit regelmäßig, wie wir mit der Inflation zurechtkommen. Als Beispiel, bzw. als Beleg dafür, wie sehr gerade die Ärmsten der Gesellschaft darunter leiden, werden im Fernsehen immer wieder Berichte von immer stärker frequentierten Sozialmärkten gebracht. Caritas, Diakonie und viele Ehrenamtliche organisieren für sie konkrete Hilfen und bringen sich als deren Sprachrohr in die politische Diskussion ein. Sie machen darauf aufmerksam, dass nicht nur der eigene Geldbeute unter der Inflation leidet. Eine Kirche, die sich für die Schwächsten stark macht und ihre Situation öffentlich zur Sprache bringt, ist näher an der von Jesus propagierten Geisteshaltung als eine Kirche, die sich auf Hochglanzseiten ins Spiel bringt und von sich reden macht.
Einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche wünscht
Diakon Alexander Fuchs