21.09.2025 - 25. Sonntag im Jahreskreis - 4 Hört dieses Wort, die ihr die Armen verfolgt / und die Gebeugten im Land unterdrückt! 5 Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei, dass wir Getreide verkaufen, / und der Sabbat, dass wir den Kornspeicher öffnen können? Wir wollen das Hohlmaß kleiner und das Silbergewicht größer machen, / wir fälschen die Waage zum Betrug, 6 um für Geld die Geringen zu kaufen / und die Armen für eine Paar Sandalen. / Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld. 7 Beim Stolz Jakobs hat der HERR geschworen: / Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.
Liebe Leserin, lieber Leser,
in der Ersten Lesung an diesem Sonntag klagt der Prophet Amos mit eindringlichen Worten Zustände in Israel an, die des Gottesvolkes unwürdig sind: Wohlstand auf Kosten der armen Bevölkerung, rücksichtsloses Gewinnstreben in der Wirtschaft, Rechtsbeugung zum Nachteil der sozial schwachen Menschen.
Es scheint so, als ob diese Worte für heute geschrieben wurden, könnten doch in dieser Deutung viele Probleme unserer Tage ins Visier genommen werden:
- Wir leben in einem System, in dem die Reichen immer reicher und die armen Menschen immer mehr verarmen.
- Die Mächtigen missbrauchen ihre Macht und manipulieren und diktieren denen, die ohnmächtig ausgeliefert sind.
- Es war schon immer einfacher nach unten zu treten, als sich mit der komplizierten und komplexen Wirklichkeit eines ungerechten Systems auseinander zu setzen.
- Randgruppen werden zu Sündenböcken gemacht, deren Bekämpfung nicht nur von den wirklichen Ungerechtigkeiten ablenkt, sondern oft unschuldige Menschen demütigt und beleidigt, ausgrenzt und gewalttätig verfolgt.
- Notwendiger sozialer Ausgleich, den rechtlich jeder Mensch beantragen kann, wird dazu genutzt, um diese als Sozialschmarotzer zu deklarieren und mit Hetze ihnen nachzustellen, obschon sie doch als Menschen ein Lebensrecht wie alle anderen haben.
- und, und, und…
Diese Liste könnte erweitert werden. Doch es soll genügen.
- Sind solche Haltungen und Einstellung, solches Tun und Treiben als Glieder des Volkes Gottes zu dulden, gut zu heißen, gar dem zu verfallen? In der Taufe haben wir doch diese Würde eines jeden Menschen gefeiert und uns dazu bekannt!
- Dürfen wir uns diesen einfachen, ja schlichten Deutungen unserer Zeit hingeben, nur weil wir dadurch meinen, etwas verbessern zu können? Es ist ja immer einfacher kleine und schwache Menschen zu diffamieren als nach oben Gerechtigkeit und Ausgleicht einzufordern!
- Ist es denn richtig mit abschätzigem Blick auf diejenigen herunterzuschauen, die in schwieriger Lage (Flucht; arbeitslos; krank;…) auch nur leben, ja überleben wollen? LEBEN, das will doch jeder. Du genauso wie ich und jeder andere Mensch auch!
Wir Christen haben in der Taufe die Zugehörigkeit zum „Leib Christi“ gefeiern. Wir Christen müssen uns als lebendige Glieder an diesem Leib Christi verstehen. Wir Christen sind heute eingeladen, das Evangelium von der Liebe Gottes zu ALLEN Menschen zu leben. Im Alltag gilt es damit zu beginnen. In Achtung und Wertschätzung eines jeden Menschen können wir erste Schritte miteinander wagen.
Ein erster Schritt kann die Begegnung beim 10. Fest der Nationen am Samstag, 20.09.2025 ab 17.00 Uhr im Sportheim des FC Oberafferbach sein.
Danke an Hildegard Rosner und dem Partnerschaftskomitee für diese wertvolle Initiative!
Ihr Pfarrer Nikolaus Hegler