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03.06.2018 - 9. Sonntag im Jahreskreis –

Liebe Schwestern und Brüder!

mit dem kommenden Sonntag wird die Reihe der „Sonntage im Jahreskreis B“ fortgesetzt: Der Osterfestkreis ist zu Ende, der Alltag hat uns wieder.

Im Evangelium wird eine zentrale Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern und den Anhängern des Herodes geschildert: Darf man am Sabbat, dem heiligen Tag der Juden, heilen oder nicht. Jesus heilt, und setzt sich so über das Gesetz des Mose, das dies ausdrücklich verbietet. Dieser Konflikt bereits im 2. Kapitel des Markusevangelium führt zum Todesbeschluss Jesus.

Was bedeutet das nun für unser Christsein heute? Wie gilt es das Evangelium von damals heute zu verstehen und anzuwenden?

Zunächst gilt es klar und deutlich herauszustellen, dass das Kommen Jesu nicht Fluch und Verdammnis für den einzelnen zur Folge hat, sondern Segen und Heil bedeutet. „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben!“ heißt zusammenfassend das Anliegen Jesu in Joh 10,10. In den Reden Jesu, mehr noch in seinen konkreten Handlungen wird dies deutlich sichtbar. Heute heilt er im Evangelium einen Menschen mit einer verdorrten Hand. Im Psalm 137,5 heißt es: „Wenn ich dich je vergesse, Jerusalem, dann soll mir die rechte Hand verdorren.“ In der Babylonischen Gefangenschaft schwört so der aufrechte Jude und bekennt sich unbedingt und ausnahmslos zu seinem Nationalheiligtum. Und selbst ein Mensch, der dies nicht so sieht und tut („verdorrte Hand!“), erfährt von Jesus, dass er dennoch angenommen und wert geschätzt wird: Er heilt auch diesen!

Dann wird in dieser Auseinandersetzung deutlich, dass es an die Substanz des Glaubens geht, des echten, des rechtgläubigen Glaubens, der hier von Jesus fundamental in Frage gestellt wird. Die Glaubenslehre - so die Rede und das Tun Jesu - hat nicht die letzte Priorität. Diese hat der leidende Mensch. Ihm gilt es unbedingt und sofort zu helfen, wenn ich dazu in der Lage bin, auch wenn ich dabei heilige Gesetze missachten sollte. Diese unbedingte Option Jesu für den Menschen, und die damit einhergehende Zurücksetzung des Gesetzes Gottes, macht deutlich, dass Jesus nicht nur „Herr auch über den Sabbat“ (Mk 2,28) ist, sondern dass „er sie lehrte wie einer, der (göttliche) Vollmacht hat“ (Mk 1,22).

Zu guter Letzt gilt es immer auch zu akzeptieren, dass diese Haltung Jesu, seine Interpretation des Gesetzes Gottes und seine konkrete Auslegung in der alltäglichen Begegnung mit den Menschen zum Konflikt führen wird. Der Todesbeschluss am Ende des Sonntagsevangelium bereits im 2. Kapitel des Markus macht darüber hinaus deutlich, dass sich die Gegner Zeit lassen um ihr Werk in die Tat umzusetzen, dass sie sich mit anderen verbünden, mit denen sie vorher im Streit lagen und dass sie auch andere benutzen, um ihr Ziel zu erreichen.

Jesus war alleine dem nicht gewachsen.

Die Geist erfüllten Jüngerinnen und Jünger, die sich von IHM hatten ansprechen, berufen und senden lassen, haben SEIN Werk fortgesetzt, haben - auch unter großen persönlichen Verlusten - die Frohe Botschaft bis an alle Enden der Welt getragen und für ein solches Glaubensverständnis ihr Leben eingesetzt: Gemeinsam und zusammen kann diese Mission gelingen!

Im Namen des Seelsorgeteam grüßt herzlich
Ihr Nikolaus Hegler, Pfarrer

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